Peter Burkhart
Mister Magirus
Peter Burkhart erzählt uns hier die Geschichte seines Lebens, sie handelt fast ausschließlich von Magirus und Iveco. Peter hat sich im Großteil seiner Lebenszeit mit den Produkten von Magirus und Iveco beschäftigt, aber nicht, weil er es muss, sondern weil es seine Passion ist. Durch seine Leidenschaft für Lastwagen, Omnibussen und Feuerwehrautos hat er eine Menge an Wissen darüber gesammelt, deshalb möchte ich sagen: „Peter ist Mister Magirus“. Keine andere lebende Person hat annähernd vergleichbares Wissen zu Magirus und Iveco in seinem Gehirn gespeichert wie Peter, und darum ist er zu Recht Mister Magirus. Schon vor vielen Jahren hatte er die Idee, die Produkte von Magirus und Iveco zu sammeln und für die Nachwelt zu erhalten. Diese Idee konnte er auch zusammen mit anderen Kameraden im März 1999 umsetzen, es wurde der OCM gegründet, heute der Magirus Iveco Museum e. V.. Und der 1. Vorsitzende ist seit vielen Jahren wer? Natürlich, Peter! Dafür und für die Geschichte, die Peter uns hier erzählt, auf meiner Webseite, möchte ich mich bei Peter ganz herzlich bedanken.
Ich bin Peter Burkhart, geboren 1955 in einem Vorort von Ulm, also im Herzen von Magirus. Aber nicht nur durch den Wohnort, sondern auch durch meinen Vater und meinen Onkel wurde ich mit dem Magirus-Virus infiziert.
Mein Vater schaffte seit Ende des Krieges bei Magirus, und mein Onkel war als selbstständiger Fuhrunternehmer mit einem Magirus unterwegs. Es war ein S3500, ähnlich wie die, auf den hier abgebildeten Fotos, mit dem er Waren aller Art von Ulm aus über die Schwäbische Alb bis zum Bodensee verteilte. Bereits im Kindergartenalter durfte ich mitfahren, das war für mich das Höchste. Nun war ich auch ein Kapitän der Landstraße und träumte selbst einmal, mit einem Magirus auf große Fahrt zu gehen.
Beim Spielen waren selbstverständlich auch Lastwagen und Feuerwehrautos angesagt, und ich übte schon hier, für die große Fahrt, mit meinen Wikingautos.
Selbstverständlich rückte alles andere in den Hintergrund, Magirus war mein Ding. Mit mir war es geschehen, ich war befallen und infiziert vom Lastwagen- und Magirus-Virus. Dieser Virus ist Gott sei Dank nicht heilbar und hat mich nicht mehr verlassen. Und in den vielen Jahren, bis heute, konnte ich viele Gleichgesinnte mit diesem Virus infizieren.
(Text: Peter Burkhart)
Beschreibung zu den 4 Magirus S3500 auf den Fotos links und rechts!
Diese Magirus S3500 waren Kandidaten bei einem „Zuverlässigkeit-Test“ der Fachzeitschrift:
„Das NFZ“ Ausgabe 9 von 1952, mit dem Titel:
„12 Fragen richteten wir an bewährte Magirus Fahrer“
Untersucht wurden 51 Magirus S3500 aus der Produktionszeit 1948 und 1949. Bei einer vierzehntägigen Reise durch das gesamte Bundesgebiet wurden Fuhrparkleiter und Fahrer befragt. Im besonderen Interesse waren die S3500 mit Fahrleistungen von 280.000 bis 300.000 km. Dabei wurde das größte Augenmerk auf die Erfahrung mit dem luftgekühlten Motor gelegt,
der einheitlich sehr positiv bewertet wurde.
Hier eine Positive vom Unternehmer Fuchs, Inhaber einer Speditionsfirma in Düsseldorf: „Wir sind froh, dass wir unsere beiden Magirus im Winter im Freien stehen lassen können, während die anderen Fahrzeuge in die Halle gebracht werden müssen." Das im Winter täglich notwendige Ablassen des Kühlwassers und wieder auffüllen, kostet pro Tag eine halbe Stunde Arbeitszeit, die beim S3500 wegfällt“.
Als weiterer Grund wurde immer wieder die schnelle und leichte Reparaturmöglichkeit angeführt, da es nicht notwendig ist, Wasserleitungen und Schlauchverbindung zu lösen und auch Störungen durch Wasserverlust nicht vorkommen können.
September 1970, mein Vater war nun schon 30 Jahre bei Magirus, ich war 15, und endlich mit der Schule fertig. Schon immer war es klar, auch ich gehe zu Magirus, um meinen Traum zu leben, von Lastwagen, Omnibussen und Feuerwehrautos. Ich startete zusammen mit 15 Jungs als Maschinenschlosser-Lehrling bei der Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Werk Ulm, im Magirus Werk I, in der Schillerstr. 1.
Die Lehrwerkstatt war im 2. und 3. Stock eines Gebäudes, in dem im Untergeschoss die Schmiede und die Wäscherei für die Arbeitskleidung untergebracht waren. Ausgestattet war die Lehrwerkstatt mit hoch qualifizierten Meistern, die in einer Dreherei, Fräserei, Schmiede, Schweißerei und weiteren Räumen ihr Wissen und Können an uns weitergaben. In Ulm und um Ulm herum wusste man genau, bei Magirus kannst du eine Menge lernen. Und darum waren es auch ca. 70 gewerbliche Lehrlinge in einem Jahr, die einen dieser begehrten Ausbildungsplätze ergattern konnten. Im Angebot waren 10 verschiedene gewerbliche Berufe wie:
Dreher, Elektriker-Starkstrom, Elektriker-Kfz, Fräser, Mechaniker, Schmiede, Schweißer und Technische-Zeichner, die Lehrzeit bei diesen Berufen betrug 3,5 Jahre.
In 2 Jahren schafften es die Teilezurichter-Lehrlinge. Teilezurichter hatten die Aufgabe, die richtigen Bauteile für die Fahrzeugproduktion bereitzustellen.
Zusätzlich zu den gewerblichen gab es noch die kaufmännischen Lehrlinge, die aber an anderer Stelle ausgebildet wurden.
Bei Magirus war klar, bei der Gesellenprüfung müssen die Stifte von Magirus die Besten sein, nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie. Stifte nannte man zu dieser Zeit noch die Lehrlinge, die später Auszubildende genannt werden mussten. Nichts wurde dem Zufall überlassen, im 4. Stock unseres Gebäudes waren Klassenräume, in denen wir zusätzlich zum Berufsschulunterricht, 2 Mal in der Woche, von ehemaligen Lehrmeistern, theoretisch unterrichtet wurden. In der Berufsschule hatten wir Magirus Stifte ebenfalls einen Vorteil, es gab Klassen nur für uns. Damit war klar, Magirus Stifte waren immer die Besten bei der Gesellenprüfung. Magirus war von Anfang an immer sehr sozial eingestellt, so waren Löhne und Zuwendungen immer großzügiger als bei anderen Arbeitgebern. Zum Beispiel wurde die Arbeitskleidung gestellt und in der eigenen Wäscherei
gewaschen. Das Mittagessen gab es zum Sonderpreis in einer eigenen Lehrlingskantine im 4. Stock unseres Blocks. Im wöchentlichen Wechsel wurde das Essen von uns Stiften in der Hauptkantine mit dem Geschirr abgeholt, in der Mittagszeit ausgeteilt und anschließend das Geschirr wieder zurückgebracht.
Neben weiteren Vergünstigungen bekamen wir Lehrlinge wöchentlich kostenlosen Schwimmunterricht im Ulmer Stadt- oder Freibad. Dies war ein besonderes Anliegen vom Vorstand Herrn Kosegarten, dessen Sohn, weil er nicht schwimmen konnte, ertrunken war.
Mitarbeiter mit einem körperlichen Handicap wurden nicht einfach abgeschoben, sondern wurden in einer besonderen Werkstatt die „Altenwerkstatt“ genannt wurde, bis zu ihrer Rente weiterbeschäftigt. Im 1. Stock unseres Gebäudes drehten, stanzten und fertigten sie Kleinteile für die Produktion.
1974 legte ich meine Gesellenprüfung selbstverständlich erfolgreich ab und freute mich auf meine neuen Aufgaben bei Magirus.
(Text: Peter Burkhart)

Ein Teil vom Fuhrpark der Firma Geiger in Oberstdorf am 31. Juli 1970. Im Eintrittsjahr von Peter bei Magirus stehen die Baubullen bereit, zum Einsatz auf Baustellen in Bayern, Deutschland und der Welt.

Ein Blick auf die Magirus Kundendienstschule mit einen Teil ihres Fuhrparks.
In der Regel beendeten alle Stifte (Lehrlinge) ihre Ausbildung bei Magirus mit einem erfolgreichen Abschluss und wurden weiterbeschäftigt. Und so war es üblich, dass bereits 6 Monate vor dem Ausbildungsende die Stifte zur Einarbeitung an den künftigen Arbeitsplatz wechselten. Es ging in die Produktion oder in ca. 50 weitere Abteilungen der einzelnen Magirus-Werke. Zu dieser Zeit waren es 5 Werke.
Ich hatte ganz besonders viel Glück, der Meister aus dem Versuch suchte mich und 9 weitere Kollegen für die Mitarbeit im Versuch aus, das war ein besonderes Privileg und hohe Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter. Der Versuch war zu dieser Zeit im Werk II.
Die Neuen mussten als Erstes alle Abteilungen des Versuchs durchlaufen. Datenblatt für alle
Zeta Magirus Kastenwagen.
Das waren: Musterbau, Messgruppe, Prüfstände, Sonderachs- und Getriebebau, Bremsengruppe und TÜV-Abnahme.
Für mich begann das 1. Jahr im Musterbau, hier baute ich die Prototypen der neu entwickelten Fahrzeuge von der Rahmenauflage bis zum kompletten Lastwagen. Ich lernte, mit allen Fahrzeugbauteilen umzugehen und diese auch zu beherrschen. Die Prototypen wurden anschließend im Versuch ergiebig erprobt und getestet, bis sie fit waren für die Serienfertigung.
Zusätzlich zu der intensiven Einarbeitung im Versuch besuchten wir technische Fachlehrgänge in der hauseigenen Kundendienstschule in Neu-Ulm, um 100 % gewappnet zu sein, für zukünftige Einsätze im Ausland. Ob diese Maßnahmen auch erfolgreich waren, mussten wir zum Schluss durch Ablegen einer Prüfung auch beweisen.
Sehnsüchtig fieberte ich auch meinem 21. Geburtstag entgegen, nicht wegen der Volljährigkeit, aber jetzt konnte ich endlich den Lkw-Führerschein machen. Bereits vor dem Geburtstag ging es los. Magirus finanzierte den Lkw-Führerschein und die Berechtigung für das Führen eines Omnibusses. Die Ausbildung erfolgte bei der Fahrschule Walter, die den Fahrschul-Lkw von der Fahrschule Wagner ausleihen musste. Es war ein betagter Rundhauber-Magirus
mit Doppelkabine und Ballastpritsche. Vermutlich ein ehemaliger Feuerwehr-Mercur 125.
Als im Lappen (Volksmund für Führerschein) dann endlich die Berechtigung für die Klasse 2 eingetragen war, ging es auch bald los. Allerdings noch nicht allein, denn ich musste das Lastwagenfahren erst einmal richtig lernen. Von der Pike auf lernte ich es nun von erfahrenen Testfahrern. Wir fuhren auf Autobahnen und Landstraßen, in der Stadt, im schweren Gelände und bei Eis und Schnee, auf dem Testgelände, mit Anhänger und schwer beladen, bis an die physikalische Grenze der Naturgesetze.
Der erste Auftrag nach der Einweisung war die Erprobung eines bereits in die Jahre gekommenen Kippers vom Typ 150D15K, mit einem Kipperaufbau aus Kuwait, auf dem Magirus-Testgelände in Markbronn. (Text: Peter Burkhart)

Der Schulungssattelzug mit dem Auflieger von Kögel und der 232D15FS Sattelzugmaschine von Magirus. SONACOME ist ein algerischer Baumaschinenhersteller. Das 1967 in Algier gegründete Unternehmen war ein Partner von KHD.
Dies war der erste Teil von Peters Leben bei und mit Magirus. Besucht meine Webseite regelmäßig und seht demnächst vielleicht mehr von Peters Geschichte. Oder schaut doch einmal vorbei auf der Webseite vom Magirus Iveco Museum e.V.

Hier eine Vorschau mit weiteren Fotos aus Peters Leben mit Magirus und Iveco.